Uhu im Jagdrevier zurück
Vor zehn Tagen fanden Arbeiter im Steinbruch der Kalkwerke Oetelshofen einen stark verschmutzten Uhu. Dank intensiver Pflege konnte er am Montagabend wieder frei gelassen werden.
Die Region um Wuppertal, den Kreis Mettmann und Remscheid ist ein gutes Gebiet für Uhus. Zur Zeit sind hier 22 Paare bekannt. Uhus sind Felsbrüter, daher bieten ihnen die hiesigen Steinbrüche einen guten Lebensraum. Doch der Uhu ist noch immer eine streng geschützte Art. Laut EU Recht müssen für diese Gruppe von Tieren viele Aktivitäten des Menschen – und auch der Abbau von Kalk – stark eingeschränkt werden.
Die Jagdvögel werden vom Niederbergischen Uhuprojekt aus Wuppertal beobachtet. Dessen Leiter, Detlef Regulski, erzählt, dass Jahr für Jahr ermittelt wird, wo genau die Uhus brüten, damit die Steinbruchbetreiber ihre Abbauarbeiten danach ausrichten können.
Diese gelebte Umsicht in den Steinbrüchen zeigte sich vor zehn Tagen auf besondere Weise, als Arbeiter der Kalkwerke Oetelshofen am Rande einer Straße in den Steinbruch ein Uhu Männchen bemerkten, das völlig mit Kalkschlamm verschmutzt war. Sie brachten ihn umgehend in die Paasmühle bei Hattingen. Thorsten Kestner ist der Leiter dieser Pflegestation. Er erzählt, dass der Uhu zunächst mit Druckluft vorsichtig vom Kalk befreit wurde, danach konnte das Gefieder gewaschen werden. Der Experte geht davon aus, dass der Vogel beim Jagen in eine Pfütze mit Kalkschlamm gefallen ist. Da der Schlamm beim Trocknen aushärtet, war der Uhu flugunfähig.
Dieser Unfall bot den Mitarbeitern in der Paasmühle die Gelegenheit, dem Tier einen GPS Sender auf den Rücken zu schnallen. Dieser hält elf Monate, danach wird der Uhu kurz eingefangen und von der 85 Gramm schweren Technik wieder befreit.
Mit dem Sender ist nachvollziehbar, wo sich die Tiere nachts aufhalten. Detlef Regulski erzählt, dass man bislang an mitunter völlig falschen Stellen nach den Tieren gesucht habe. Die GPS-Technik vom Max-Planck Institut erleichtert diese Arbeit erheblich – und damit auch den Tierschutz während der Abbauarbeiten in den Kalkwerken.
Der verschmutzte Uhu ist ein alter Bekannter für das Uhuprojekt. Das Tier wurde im Mai 2010 als Jungvogel unter der Ringnummer A0304 gekennzeichnet. Am Montagabend wurde das gesäuberte Tier von den Mitarbeitern der Paasmühle in einem großem Weidenkorb wieder in den Steinbruch gebracht und in den Abendhimmel entlassen.
Mit dieser Hilfsaktion haben Thorsten Kestner und sein Team genau genommen zwei Uhus gerettet. Das Weibchen brütet zur Zeit und verlässt das Nest nicht, die Ernährung ist in dieser Phase Aufgabe des Männchens. Detlef Regulski vom Uhuprojekt hatte in den vergangenen Tagen ohne Erfolg versucht, die Uhu Dame zu füttern, doch sie blieb auf Diät. Nun wird sie wieder wie gewohnt versorgt.
Infobox
Wer einen verletzten Jagdvogel findet, sollte sich dem Tier wegen der scharfen Fänge und Krallen nur mit festen Handschuhen nähern. Den Vogel mit einer Decke oder einem Handtuch umwickeln und in einem Korb oder einem Pappkarton transportieren. In Käfigen können sich die Tiere verletzen.
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